Bergamo – Ein Juwel zwischen Alpen und Lombardei
Bergamo ist eine Stadt von seltener Schönheit, die sich in zwei Welten teilt: die lebendige Unterstadt (Città Bassa) und die mittelalterliche Oberstadt (Città Alta), die auf einem Hügel thront. Geprägt von venezianischer Herrschaft, religiöser Tradition und kulturellem Reichtum, erzählt Bergamo seine Geschichte durch Paläste, Kirchen und Plätze, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Ein Spaziergang durch diese Stadt ist eine Reise durch die Epochen – vom römischen Erbe bis zur Moderne.
🏛️ Stadtrundgang durch Bergamo
Die Tour beginnt auf der eleganten Piazza Porta Nuova, dem modernen Eingang zur Unterstadt von Bergamo.

Die beiden symmetrischen Propylaen, erbaut 1837, dienten einst als Zollhäuser. Mit ihren neoklassizistischen Säulen verleihen sie dem Platz eine feierliche Atmosphäre und begrüßen Besucher in einer Stadt, in der Alt und Neu harmonieren.
Wenige Schritte weiter betritt man das Centro Piacentiniano, ein städtebauliches Ensemble, das zwischen 1912 und 1927 von Marcello Piacentini geplant wurde.

Die breite Straßenführung, monumentalen Gebäude und der neoklassizistische Stil zeigen Bergamos Aufbruch in die Moderne – ohne die historische Identität zu verlieren.
Anschließend erreicht man das prachtvolle Teatro Donizetti, ein neoklassisches Theater, das 1791 eröffnet wurde. Später wurde es nach dem berühmten Komponisten Gaetano Donizetti benannt, der in Bergamo geboren wurde. Die elegante Fassade und das hufeisenförmige Innere verkörpern die italienische Theaterarchitektur des 18. Jahrhunderts.
Ein Stück weiter trifft man auf die Chiesa dei Santi Bartolomeo e Stefano, eine Barockkirche aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Im Inneren befindet sich das bedeutende Martinengo-Altarbild von Lorenzo Lotto aus dem Jahr 1516. Die Kirche steht beispielhaft für den spirituellen Ausdruck der Gegenreformation.
Gleich daneben befindet sich das Palazzo Frizzoni, ein neoklassizistisches Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, das heute das

Rathaus von Bergamo beherbergt.
Mit seiner würdevollen Architektur verkörpert es den Bürgersinn des vereinten Italiens.
In der Nähe steht die Chiesa di Santa Lucia, eine kleine Barockkirche aus dem 18. Jahrhundert, die der Schutzpatronin der Blinden gewidmet ist. Sie bietet einen Ort der stillen Einkehr inmitten der belebten Stadt.
Nun führt der Weg bergauf zur Città Alta, vorbei am monumentalen Porta San Giacomo, errichtet 1592 unter venezianischer Herrschaft.

Das Renaissance-Tor aus weißem Marmor war einst Teil der Stadtbefestigung und bietet einen herrlichen Blick über die lombardische Ebene.
Im Herzen der Oberstadt liegt die perfekte Renaissanceanlage der Piazza Vecchia, angelegt im 15. Jahrhundert. Der berühmte Architekt Le Corbusier nannte sie „den schönsten Platz Europas“. Umrahmt wird sie von historischen Bauwerken aus mehreren Jahrhunderten.
Dazu gehört das Palazzo della Ragione, ursprünglich 1199 erbaut und damit das älteste Rathaus der Lombardei. Es wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Stil umgestaltet und symbolisiert die städtische Autonomie des Mittelalters.
Daneben erhebt sich der Campanone, ein hoher Glockenturm mit Wurzeln im 11. Jahrhundert. Jede Nacht um 22 Uhr läutet seine Glocke 100 Mal – ein Relikt der mittelalterlichen Sperrstunde.

Das Eintrittsgeld ist es wert, hochzusteigen. Von oben habe ich die besten Fotos des Platzes aufgenommen.
Wenige Schritte entfernt steht die prächtige Cappella Colleoni, zwischen 1472 und 1476 im Auftrag des venezianischen Söldnerführers Bartolomeo Colleoni erbaut. Ihre farbige Marmorfassade und die filigranen Reliefs machen sie zu einem Höhepunkt der lombardischen Renaissance.
Direkt daneben befindet sich die Kathedrale Sant’Alessandro Martire, die dem Schutzpatron Bergamos gewidmet ist. Sie wurde im 17. und 18. Jahrhundert im Barockstil errichtet und beeindruckt durch ihre Kuppel und das reiche Innere.

Auch der Palazzo del Podestà gehört zum Ensemble – einst Sitz des venezianischen Statthalters im 14. Jahrhundert. Heute beherbergt er ein Museum, das die Geschichte des 16. Jahrhunderts lebendig macht.
Etwas weiter entfernt ragt der Torre del Gombito empor, ein Wohnturm aus dem 12. Jahrhundert. Er war Symbol adliger Macht und dient heute als Aussichtspunkt über die Dächer der Altstadt.
Im frühen 11. Jahrhundert wütete eine schreckliche Pestepidemie über Europa und brachte Tod und Verwüstung mit sich. Die Einwohner von Bergamo waren verängstigt und verzweifelt und beschlossen, die Madonna um Hilfe zu bitten:

Wenn sie sie vor der Ansteckung schützen würde, würden sie ihr als Zeichen ewiger Dankbarkeit eine Kirche weihen. Glücklicherweise ließ die Pest nach und die Einwohner von Bergamo hielten 1137 ihr feierliches Gelübde. Auf der Piazza del Duomo, im pulsierenden Herzen der Città Alta, begannen die Arbeiten zum Bau der Basilika Santa Maria Maggiore.

Sie taten dies mit Stil und stellten ihre Hingabe und ihr künstlerisches Können unter Beweis: Die Kirche zeigte sofort ihre Pracht und wurde in den folgenden Jahrhunderten immer weiter verschönert, sodass sie zu einer wahren Schatztruhe wurde.
Kunst und Pracht: Lorenzo Lotto und die Wandteppiche der Basilika
Leuchtende Fresken, aufwändige Stuckarbeiten, kostbare Wandteppiche und Holzintarsien des berühmten Künstlers Lorenzo Lotto schmücken heute das Innere des Gebäudes und schaffen eine Atmosphäre feierlicher Schönheit. Insbesondere Lottos Werke stellen mit ihren leuchtenden Farben und ausdrucksstarken Figuren einen Höhepunkt der Renaissance-Kunst in Bergamo dar.
Noch weiter bergauf erreicht man das Monastero di Sant’Agostino, gegründet Ende des 13. Jahrhunderts.

Die gotischen und Renaissance-Elemente des Klosters sind heute Teil der Universität von Bergamo – ein Ort, an dem Geschichte und Bildung zusammenfinden.
Zum Abschluss gelangt man zum Seminario Vescovile Giovanni XXIII, benannt nach Papst Johannes XXIII., der hier als junger Mann studierte. Das im 17. Jahrhundert gegründete Priesterseminar ist bis heute ein bedeutendes theologisches Zentrum.