Bologna – Das Juwel der Emilia Romania
Bologna besitzt eine der schönsten und besterhaltenen Altstädte Europas mit vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören die Türme aus dem Mittelalter und die fast 40 km Arkadengänge, die die weitläufige Innenstadt mit ihren Fußgängerzonen, Plätzen, Kirchen und Palästen miteinander verbinden. Die Arkaden von Bologna wurden im Juli 2021 ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.
Meine Erkundungstour durch das Herz von Bologna beginnt an der Cattedrale Metropolitana di San Pietro. Ursprünglich im 10. Jahrhundert erbaut und im 17. Jahrhundert im Barockstil umfassend umgestaltet, ist diese Kathedrale das spirituelle Zentrum der Stadt. Ihre reich verzierten Kapellen und das dramatische Innere spiegeln die Pracht der nachtridentinischen Kirchenarchitektur wider. Der hohe Glockenturm hinter der Fassade beherbergt eine der größten Glocken Italiens.


Nur wenige Schritte entfernt, versteckt in der Via Clavature, befindet sich die Basilica di Santa Maria della Vita, die im späten 17. Jahrhundert im Barockstil erbaut wurde. Trotz ihrer schlichten Außenfassade birgt sie ein Meisterwerk der

Skulptur: das Compianto sul Cristo Morto von Niccolò dell’Arca, eine eindringliche Darstellung der Trauer um Christus. Die Kirche war ursprünglich mit einem Hospital verbunden, was die enge Verbindung von Spiritualität und Wohltätigkeit im mittelalterlichen Bologna verdeutlicht.
Weiter geht es zum weiten Platz der Piazza Maggiore, wo Sie von Jahrhunderten bürgerlichen Stolzes umgeben sind. An der Nordseite erhebt sich der Palazzo del Podestà, erbaut im Jahr 1201 im romanisch-gotischen Stil.

Hier residierte einst der oberste Magistrat der Stadt. Der gewölbte Durchgang unter dem Gebäude diente einst Reisenden und Händlern als Treffpunkt. Die sogenannte „Flüstergalerie“ erlaubt es, dass sich Stimmen von einer Ecke zur anderen übertragen.
Hinter diesem Palast befindet sich der eindrucksvolle Palazzo Re Enzo, benannt nach König Enzo von Sardinien, der hier

nach seiner Gefangennahme 1249 für 23 Jahre festgehalten wurde. Der Bau entstand kurz nach dem Palazzo del Podestà und folgt einem ähnlichen gotischen Stil. Er diente sowohl öffentlichen Zwecken als auch als Zeichen bolognesischer Macht.
An der Ostseite des Platzes entdecken Sie die Sala Borsa, errichtet im Jahr 1883 im neoklassizistischen Stil als Börse.

Heute ist sie eine moderne Bibliothek und ein kulturelles Zentrum mit Glasböden, unter denen römische und mittelalterliche Ruinen sichtbar sind – ein Sinnbild für das geschichtsträchtige Bologna.
Gleich daneben steht der Palazzo d’Accursio, der im 13. Jahrhundert als Wohnsitz des Juristen Accursius entstand und

sich schrittweise in das Rathaus der Stadt verwandelte. Seine Wehrtürme und die Renaissance-Anbauten zeugen von seiner Entwicklung von einem privaten Haus zu einem Zentrum der Macht.
Unmittelbar daneben liegt der kleine, aber elegante Palazzo dei Notai, ein gotischer Bau aus dem 14. Jahrhundert, der einst das Zunfthaus der Notare beherbergte. Seine Zinnen und Spitzbogenfenster verraten die Handschrift bürgerlicher Architektur im Mittelalter.
Auf der Südseite der Piazza steht der Palazzo dei Banchi, ein Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert, entworfen von Vignola. Die harmonische Kolonnade verleiht dem Platz eine einheitliche Optik und verbirgt geschickt die engen Gassen dahinter, in denen früher Geldwechsler und Kaufleute arbeiteten.

Nur ein paar Schritte westlich erreichen Sie den Fontana del Nettuno, geschaffen 1566 vom flämischen Bildhauer Jean de

Boulogne, bekannt als Giambologna. Dieser manieristische Brunnen war nicht nur eine Hommage an den Meeresgott Neptun, sondern auch ein Symbol päpstlicher Autorität. Der Dreizack in Neptuns Hand inspirierte später das Maserati-Logo.
Zurück auf dem Platz erhebt sich die Basilica di San Petronio, deren Bau 1390 im gotischen Stil begann. Obwohl sie nie vollständig fertiggestellt wurde, gehört sie zu den größten Kirchen Europas. Sie ist dem Stadtpatron Petronius gewidmet und steht für die Unabhängigkeit und Größe Bolognas. Ihre unvollendete Fassade erzählt von unterbrochenem Ehrgeiz und sich wandelnder Macht.

Weiter südöstlich gelangen Sie zur Piazza del Francia, wo sich in einer Nische die Statue des Divus Petronius befindet. Diese Skulptur aus dem 17. Jahrhundert zeigt den heiligen Petronius, wie er die Stadt mit einer Hand segnet und mit der anderen ein Modell von Bologna hält.
Ein paar Schritte weiter öffnet sich die Piazza Minghetti, ein Platz aus dem 19. Jahrhundert, der von eleganten Gebäuden im umbertinischen und neoklassizistischen Stil gesäumt wird. Hier steht auch der Palast der Cassa di Risparmio, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts im eklektischen Stil mit Anklängen an die Renaissance – Ausdruck des Selbstbewusstseins des aufstrebenden Finanzwesens Bolognas.

In der Nähe befindet sich die Casa Saraceni, ein Juwel der Bologneser Wohnarchitektur. Erbaut Anfang des 16. Jahrhunderts, vereint sie gotische und Renaissance-Elemente und dient heute der Stiftung Carisbo als Sitz.
Gleich daneben liegt die Opera Pia dei Poveri Vergognosi, eine wohltätige Institution aus dem 14. Jahrhundert. Ihr Name,

„Frommes Werk für die beschämten Armen“, weist auf ihren Zweck hin: Hilfe für Bedürftige, die zu stolz waren, um zu betteln. Die schlichte gotische Bauweise unterstreicht den praktischen Charakter des Gebäudes.
Wenige Schritte weiter erreichen Sie die Chiesa del Santissimo Salvatore, die im 17. Jahrhundert im Barockstil über einer

älteren Struktur neu errichtet wurde. Das Innere beeindruckt mit reicher Dekoration, Seitenkapellen und ausdrucksstarken Altargemälden.
Biegen Sie nun in die Via San Francesco ein, wo Sie auf die Tombe dei Glossatori stoßen – gotische Baldachintumba aus dem 13. Jahrhundert, die an die berühmten Rechtsgelehrten der Stadt erinnern. Diese Juristen trugen wesentlich zur Wiederentdeckung des römischen Rechts bei und machten Bologna zu einem Zentrum europäischer Rechtswissenschaft.

Gleich darauf erhebt sich die Basilica di San Francesco, deren Bau 1236 im frühgotischen Stil begann. Sie gilt als eines der ersten Beispiele französischer Gotik in Italien. In ihr befinden sich auch die Gräber der Familie Accursii, bedeutende Juristen des Mittelalters.


Der Innenraum enthält Meisterwerke aller wichtigen Künstler dieser Zeit, darunter die Cappella De’ Rossi von Lorenzo Costa, die Beweinung von Vincenzo Onofri und verschiedene Gemälde von Amico Aspertini.
Am Schnittpunkt der alten Handelswege sehen Sie nun den Palazzo della Mercanzia, errichtet 1384 im gotischen Stil. Mit seinen Spitzbögen und dem verzierten Balkon war er Sitz der Handelskammer und des Zunftgerichts – ein Zeugnis für Bolognas wirtschaftliche Bedeutung.

Dann erscheinen am Horizont die berühmten Le Due Torri – Torre Garisenda und Torre degli Asinelli, erbaut im frühen 12. Jahrhundert von rivalisierenden Adelsfamilien. Die Asinelli-Turm ist mit 97 Metern der höchste noch stehende mittelalterliche Schiefe Turm der Welt. Die Garisenda wurde im 14. Jahrhundert aus Sicherheitsgründen gekürzt. Ihr schiefer Neigungswinkel macht sie heute zu einer architektonischen Ikone.
Als nächstes betreten Sie die ruhige Basilica di Santa Maria dei Servi, deren Bau 1346 im gotischen Stil begann. Die elegante, langgestreckte Arkade aus dem 16. Jahrhundert schafft einen feierlichen Vorplatz und zählt zu den schönsten in Bologna.

Ein paar Schritte weiter erreichen Sie den Cortile Caval Cestelli, einen versteckten Renaissancehof im Universitätsviertel. Er spiegelt die akademische Atmosphäre der ältesten Universität Europas wider, die 1088 gegründet wurde.

Einige Straßen weiter nördlich entdecken Sie die berühmte Finestrella di Via Piella, ein kleines Fenster mit Blick auf einen der mittelalterlichen Kanäle der Stadt – oft als „kleines Venedig von Bologna“ bezeichnet. Dieser seltene Ausblick erinnert an das Wasserwirtschaftssystem, das einst das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt bildete.
Den Abschluss Ihrer Tour bildet ein Spaziergang entlang der Via dell’Indipendenza, der Hauptgeschäftsstraße der Stadt. Im 19. Jahrhundert angelegt, ist sie mit Arkaden gesäumt, die Passanten vor Sonne und Regen schützen. Diese breite Straße verbindet den Hauptbahnhof mit der Piazza Maggiore und spiegelt die Entwicklung Bolognas zu einer modernen Metropole wider, ohne ihren historischen Charakter zu verlieren.
