October 22 2025
Die Morgensonne begrüßte mich mit einem strahlend blauen Himmel – ein grenzenloses Versprechen von Licht und Weite. Die Nacht zuvor hatte ich in der abgelegenen, großartigen Landschaft des Cathedral Valley verbracht, in einer einfachen Lodge gegenüber der berühmten grauen Felsformation, die auf so vielen Fotos entlang des Highway 24 in Utah zu sehen ist.

View from the lodge – soft shadows across the grey ridges.
Nach dem Frühstück fuhr ich ostwärts auf dem Highway 24, mit dem Ziel, über den Highway 95 zum White Canyon zu gelangen. Schon bald veränderte sich die Landschaft: Die bekannten roten Felsen wichen sanfteren, grauen Tönen, die besonders im Gebiet des Swing Arm City OHV Area vorherrschen. Hier ballten sich die grauen Steine zu wunderbaren, fast skulpturalen Formen – eine Landschaft, die still und geheimnisvoll wirkte.
Entlang dieser Strecke erhoben sich im Westen mächtige Felsmassive und Tafelberge, deren Farbe von aschgrau bis silberblass reichte, als wären die sonst so typischen Rottöne im Lauf der Jahrtausende ausgewaschen worden. Über diesen grauen Schichten leuchteten rote und goldene Steinkronen, die in der Sonne funkelten und einen eindrucksvollen Kontrast bildeten – grau unten, leuchtend warm darüber.
Warum “the Grey”?
Später las ich, warum dieser Abschnitt der Panoramastraße „The Grey“ genannt wird. Geologische Untersuchungen des Gebiets um den Capitol Reef Nationalpark zeigen, dass hier graue Schiefer- und Tonsteinformationen die Landschaft prägen. Diese sogenannten Blue-Gate-Schiefer verwittern zu bläulich-grauen Hängen, über denen sich härtere Sandsteinschichten türmen. So entsteht das typische „kühle“ Farbspiel aus Graublau, Blassgelb und Silber, das diese Region so einzigartig macht.
Ich hielt mehrmals an, um Fotos zu machen. Die grauen Sandsteinsäulen und gerippten Hänge zeigten dunkle Adern, Spuren alter Wasserläufe oder mineralischer Färbungen. In der Nachmittagssonne schienen die oberen roten Schichten über den grauen Sockeln fast zu glühen.
Etwa acht Meilen vor Hanksville hörte ich plötzlich ein Zischen und spürte, wie das Auto leicht absank – ein Reifen war platt. Ich prüfte, ob ich ein Ersatzrad hatte, und tatsächlich: Es war da, ebenso Werkzeug – nur der Wagenheber fehlte. Also versuchte ich, ein vorbeifahrendes Auto anzuhalten. Nach etwa zehn Minuten kam ein Fahrzeug aus der Gegenrichtung. Die Insassen, ein älteres Ehepaar, hielten sofort an. Sie hatten ihr Zelt rund zweihundert Meter entfernt aufgeschlagen und mich am Abend zuvor gesehen. Freundlich und hilfsbereit halfen sie mir, das Reserverad zu montieren – dünn, aber brauchbar. Sie rieten mir, nach Green River zu fahren, um dort einen neuen Reifen zu besorgen.
Von Hanksville nach Green River
Nach der unerwarteten Reifenpanne am Morgen, einige Meilen vor Hanksville, setzte ich meine Fahrt in Richtung Green River nach einer kleinen Pause in Hanksville und einem Capuchino fort. Der Ersatzreifen war dünn, und die bevorstehenden Meilen schienen lang – doch die Landschaft entschädigte für jede Sorge. Der Highway schlängelte sich durch eine weite, offene Wüste, in der die grauen Hügel allmählich in tiefere, wärmere Farbtöne übergingen. Auf der Westseite erhoben sich mächtige Felsrücken aus der Ebene – Schicht um Schicht, vom Wind und der Zeit zu Schluchten und Türmen geformt. Das Licht wechselte ständig: mal glühten die Felswände in hellem Silber, mal lagen tiefe, bläuliche Schatten in den Falten. Weiter oben verwandelten sich die grauen Basen in Rot- und Goldtöne, wo das Sonnenlicht die oberen Schichten traf, als würde die Erde selbst sanft unter dem Himmel brennen. Oft hielt ich an, um zu fotografieren und die Stille zu atmen. Jeder Windstoß brachte Staub und den Duft von trockenem Salbei mit sich.
Als ich schließlich Green River erreichte, war der Tag warm geworden, und die kleine Stadt schimmerte wie eine Fata Morgana am Wüstenrand. An der Straße fand ich eine kleine Werkstatt, deren Besitzer – welch ein Glück – genau einen Reifen in meiner Größe hatte. Er montierte ihn zügig, und ich hatte das Gefühl, dass die Reise mir wieder wohlgesonnen war.
Am Nachmittag wanderte ich ein Stück des Athena Trails. Der Weg war leicht und friedlich – genau das Richtige nach dem hektischen Vormittag. Von dort aus sah ich ferne Gebirgsketten in allen Himmelsrichtungen: Im Norden sanfte, blaugraue Hügel; im Westen dunkle, kantige Silhouetten; im Osten goldene Tafelberge, die im Abendlicht glühten. Auch wenn sie weit entfernt lagen, schienen diese Berge das Land zu umarmen und ihm Tiefe zu geben.
Als ich zum Auto zurückkehrte, senkte sich die Sonne und legte einen goldenen Schimmer über das Land. Ich nahm mir ein Hotel in Green River für die Nacht – am nächsten Tag wollte ich weiter nach Süden, zum Arches National Park, nur acht Meilen vor Moab. Trotz der Panne und des Umwegs fühlte ich mich zufrieden. Der Tag hatte mir die Schönheit der grauen Felsen, die Farben des Lichts und die Freundlichkeit von Fremden gezeigt – jene stillen Wunder, die das Reisen so kostbar machen.
















