30. September 2025
An diesem Morgen, unter einem sanft blauen Himmel, den feine Schleierwolken des frühen Herbstes durchzogen, machte ich mich auf, den River Walk in Idaho Falls zu erkunden. Der Weg folgte in einer weiten Schleife dem Snake River, und das gleichmäßige Rauschen der Wasserfälle begleitete mich wie ein fernes Lied. Die Luft war klar und frisch, trug den feinen Duft von Wasser und Kiefern, und das Licht glitzerte auf der sich kräuselnden Oberfläche des Flusses.

Der gesamte Rundweg misst etwa fünf Meilen, doch heute ging ich etwas weniger – vom Super 8 Motel bis zu den Rock Gardens und wieder zurück, etwa dreieinhalb Meilen insgesamt.
Während ich dem geschwungenen Pfad folgte, zeigte sich die Stadt langsam. Die Wasserfälle selbst waren spektakulär –

nicht hoch, aber breit und kraftvoll, sie stürzten in hellen, schäumenden Kaskaden über die Felsen. Der feine Nebel, der daraus aufstieg, fing das Sonnenlicht ein und bildete einen zarten Regenbogen über dem Wasser. Enten glitten träge entlang des Ufers, Familien, Jogger und Radfahrer kamen mir entgegen, jeder in seinem eigenen Rhythmus des Tages.

Nahe den Rock Gardens führte mich der Weg an mehreren eindrucksvollen Gebäuden vorbei, die still ihre Geschichten aus dem letzten Jahrhundert erzählten. Viele von ihnen wurden um 1900 erbaut, und ihre Fassaden tragen noch immer die Würde jener Zeit. Ein Gebäude fiel mir besonders auf – heute befindet sich darin Cooper Norman – Tax & Accounting Services. Seinen ursprünglichen Namen konnte ich leider nirgends entdecken, doch es

wirkte, als habe es einst eine kleine Bank oder ein Versicherungsbüro beherbergt. Die Fassade war wunderschön erhalten: hellbeiger Ziegel, eingefasst von hellem Stein, mit hohen, schmalen Fenstern, über denen sich kunstvolle Stürze erhoben. Der Baustil schien eine Mischung aus Art Déco, Renaissance- und Georgian Revival zu sein – die Symmetrie der Fassade, die vertikalen Linien zwischen den Fenstern und die ausgewogenen Proportionen deuteten darauf hin.
Gleich daneben stand ein weiteres beeindruckendes Gebäude, ebenso stolz in seiner Erscheinung. Sein Ziegelstein leuchtete in einem tiefen, warmen Rotbraun, das in der Nachmittagssonne golden schimmerte. Korinthische Säulen rahmten den Eingang, und kunstvolle Steinornamente zierten den oberen Abschluss der Fassade. Es wirkte wie ein Fragment einer alten Großstadt – etwas, das man eher in einem urbanen Umfeld erwartet hätte, und doch stand es hier, still und würdevoll, am ruhigen Fluss von Idaho Falls.

Nur wenige Schritte weiter, hinter einem kleinen, glitzernden Seitenkanal, entdeckte ich das nächste architektonische Kleinod. Dieses Gebäude war verspielter gestaltet, mit sanften Rundungen und dekorativen Details um die Fenster. Die Ziegel hatten einen warmen, honigfarbenen Ton, und entlang der Dachkante verliefen feine Gesimse. Zwischen diesen alten Gebäuden herrschte eine stille Harmonie – jedes mit eigenem Charakter, und doch zusammen ein Ensemble, das vom frühen Wohlstand von Idaho Falls erzählte.

Schließlich führte mich der Weg weiter, und ich konnte nicht aufhören zu gehen. Das Rauschen der Wasser wurde wieder lauter, bis ich schließlich am Giant Eagle Waterfall Nest stand – einem der meistfotografierten Orte der Stadt. Von dort bot sich ein herrliches Panorama: das stürzende Wasser, die Brücken, die sich elegant über den Fluss spannten, und dahinter die bescheidene, aber würdevolle Silhouette von Idaho Falls. Die klare Luft trug einen Hauch von Kühle, der an den nahenden Herbst erinnerte.

Als ich den Rückweg antrat, dachte ich daran, wie sehr Idaho Falls sich von europäischen Städten unterscheidet. Es fehlt ein traditionelles Stadtzentrum mit einer Fußgängerzone – jene vertrauten Orte, an denen enge Gassen zwischen Cafés und Geschäften verlaufen, wo man auf einem Platz verweilt, umgeben von jahrhundertealten Häusern. Hier entfaltet sich das Leben anders – offener, weitläufiger, aber dennoch mit einem stillen, eigenen Charme. Der River Walk ist vielleicht die Antwort der Stadt darauf – ein Ort zum Spazieren, Nachdenken und zum Spüren der Verbindung von Wasser und Geschichte.
Als ich schließlich wieder das Super 8 erreichte, war das Licht des Nachmittags in ein sanftes Gold getaucht. Der Fluss floss ruhig neben mir dahin, und ich hatte das Gefühl, Idaho Falls nicht nur gesehen, sondern in seinem Wesen gespürt zu haben – im Klang des Wassers, in der anmutigen Beständigkeit seiner alten Gebäude und in den friedlichen Wegen, die der Kurve des Snake River folgen.