Rowe Lakes Hike,

13. September 2025

Die Morgenluft im Waterton-Nationalpark trug die Frische des frühen Herbstes, als ich mich auf den Rowe Creek Trail zu den Seen aufmachte. Der Weg stieg sofort steil an und führte durch die verkohlten Stämme eines verbrannten Waldes. Die schwarzen Gerippe der Bäume standen wie ernste Mahnmale des Feuers, doch dazwischen hatten sich zarte grüne Triebe und Sträucher zurückgekämpft – ein eindrucksvoller Kontrast von Zerstörung und Erneuerung.

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Nach dem ersten steilen Anstieg legte sich die Steigung, und meine Schritte fanden ihren Rhythmus im Takt des plätschernden Rowe Creek. Das Wasser begleitete mich wie eine leise Melodie, während das Blätterdach sich allmählich von geisterhaftem Schwarz zu lebendigem Grün verwandelte.

Bald zeigte sich der erste Berg. Vor mir, leicht zur Linken, erhob sich der Ruby Ridge, ganz so, wie sein Name es erwarten lässt: ein Kamm aus tiefrotem Argillit, der selbst unter bedecktem Himmel leuchtete. Seine Hänge waren zerklüftet, durchzogen von Geröllrinnen, und das Gestein wechselte je nach Licht seine Farbe – weinrot im Schatten, rostig orange, wo die Sonne seine Flanken traf. Ich war mir sicher, dass dies der Ruby Ridge war, und später bestätigte sich mein Eindruck.

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Hinter ihm ragte, noch mächtiger, der Mount Blakiston auf, der höchste Gipfel des Parks. Während Ruby Ridge scharf und rötlich wirkte, erschien Blakiston streng und grau, seine Felswände erhoben sich wie die Mauern einer Festung. Der Berg schien eine eigene Schwere auszustrahlen, die das Panorama beherrschte und die umliegenden Grate klein erscheinen ließ.

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Der Weg schlängelte sich sanft weiter ins Tal hinein. Nach etwa drei Kilometern raschelte es plötzlich vor mir – ein Bär. Für einen kurzen Augenblick sah ich ihn in das Dickicht gleiten, zu schnell für meine Kamera, und zurück blieb nur das Adrenalin in meiner Brust. Von da an verkürzte ich den Abstand zu einem Paar, das vor mir ging, von hundert Metern auf kaum noch zehn. Die Wildnis hatte mir eindrücklich ihre Gegenwart gezeigt.

Hinter dem Bach öffnete sich der Blick, und zur Rechten erschien der markante Mount Lineham. Sein Profil war blockhaft, die Schichtungen des Gesteins zeichneten bunte Bänder – rötlicher Stein an den unteren Hängen, dunklere Grautöne und Purpurfarben weiter oben, und hier und da ein helles Grün, wo sich widerstandsfähige Pflanzen festgesetzt hatten. Später am Tag, als das Licht sich veränderte, schimmerte der Fels wie mit einem orangefarbenen Glühen, als glimmten die Reste eines erloschenen Feuers.

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Nahe der Seen, zur Linken, erhob sich der breitgeschulterte Mount Rowe. Sein Grat war weniger gezackt als der des Ruby Ridge, eher geschwungen und weit ausladend, doch das rote Argillit trat in Flecken klar hervor. An seinen unteren Flanken hielten sich noch grüne Wiesen, doch weiter oben war der Berg kahl und rau, wie bis auf die Knochen freigelegt.

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Das letzte Stück, etwa ein Kilometer, führte wieder steiler bergauf, durch offene Wiesen, bis sich endlich das große Panorama vor mir entfaltete. Vor mir lag der Lineham Ridge, der sich wie eine Wirbelsäule in die Ferne zog, mit steilen, schroffen Abbrüchen. Das Gestein zeigte sich bunt gemischt – rosa und rostrot, wo es verwittert war, dunkleres Grau in den Schatten und feine schwarze Streifen in den härteren Schichten. Unter mir glänzten die Rowe Lakes, spiegelglatt und grünlich im Licht.

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Zur Linken des Grates erhob sich der massige Mount Alderson, ein breiter Koloss, dessen Flanken in den gedämpften Farben des Sedimentgesteins leuchteten: Grau, Ocker und Erdbraun, weniger auffällig als die roten Grate, die ich zuvor gesehen hatte. Weiter entfernt, schemenhaft im Hintergrund, erschien der Mount Hawkins, dunkler im Schatten, zerklüftet, aber weniger eindrucksvoll als der mächtige Blakiston.

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Das Wasser der Seen war so klar und spiegelten die Bäume und Berge. Ich hätte hunderte von Fotos schießen können, hab es aber bei ein paar Dutzend belassen. Daraus die schönsten auszuwählen, fiel mir schwer.

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Das Nachmittagslicht wurde sanfter, während ich am Aussichtspunkt verweilte. Die Rottöne vertieften sich zu Weinfarben, die Grautöne verdunkelten sich zu blauen Schatten, und die Gipfel schienen in stille Ruhe zu sinken.

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Ich blieb noch eine Weile, betrachtete die von Bränden gezeichneten Täler unter mir und die rohe Pracht der Berge ringsum, bevor ich schließlich den Rückweg antrat.

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