Helena, Montana, USA

Heute, am 19. September 2025, spazierte ich durch die wunderbare Stadt Helena, die Hauptstadt von Montana, ein Ort, an dem die reichen Spuren der Geschichte noch immer in den Straßen atmen. Der Tag begann mit klarer Bergluft, frisch und scharf, die den leichten Duft von Kiefern aus den umliegenden Hügeln trug. Mein Weg führte mich zur Kathedrale von Helena, einem eindrucksvollen Meisterwerk der Neugotik, dessen Zwillingstürme die Skyline dominieren.

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Im Jahr 1908 vollendet, wurde sie nach dem Vorbild der Votivkirche in Wien errichtet, und ihre Spitzbögen, aufwendigen Maßwerke und farbenprächtigen Glasfenster fesselten sofort meinen Blick.

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Als ich näher trat, spürte ich, wie sehr diese Kirche noch immer die Seele Helenas prägt – ihre Glocken erklingen nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch als Erinnerung an die großen Ambitionen der Stadt im frühen 20. Jahrhundert, als der Reichtum aus dem Bergbau noch in Strömen floss.

Hinter dem Bischofssitz entdeckte ich ein weiteres Zeugnis der vielschichtigen Vergangenheit Helenas: die First Presbyterian Church. Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, zeigt sie eine zurückhaltendere, aber würdevolle Gestaltung, die Elemente der Romanik wiederaufnimmt und mit solidem lokalem Handwerk verbindet.

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Ihre roten Backsteine und hohen Rundbogenfenster gaben mir den Eindruck von Beständigkeit, als wolle diese Gemeinde von Siedlern mitten in der noch nachhallenden Goldrauschzeit einen festen Anker setzen.

Von dort aus wanderte ich zum Wohnsitz des ersten Gouverneurs von Montana. Das Herrenhaus, das in den 1880er-Jahren errichtet wurde, als Helena sich zu einem Zentrum von Politik und Wohlstand entwickelte, strahlt den selbstbewussten Charme viktorianischer Eleganz aus. Holzveranden und kunstvolle Verzierungen spiegeln den Geschmack einer Epoche, die sowohl Pracht als auch Geborgenheit schätzte.

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Ich konnte mir gut vorstellen, wie die frühen Gouverneure von hier aus auf die junge Stadt blickten, überzeugt, dass Helena weiter gedeihen würde. Heute ist das Haus als Denkmal erhalten, ein Symbol für die politischen und gesellschaftlichen Anfänge des Bundesstaates.

IIch ging weiter zum Montana State Capitol, einem neoklassizistischen Bauwerk, das 1902 fertiggestellt wurde. Die Kupferkuppel schimmerte sanft im Mittagslicht, und die große Treppe und die Säulen verliehen dem Gebäude ein Gefühl feierlicher Würde. Im Inneren zeigen Wandgemälde Momente der Geschichte Montanas und erzählen die Geschichte der Pioniere, der amerikanischen Ureinwohner und der Entstehung des Westens. Schon von außen spürte ich, dass dieses Gebäude nicht nur das Zentrum der Regierung, sondern auch ein architektonischer Anker für die gesamte Stadt ist und die klassischen Ideale der Demokratie mit dem rauen Geist der Grenze verbindet.

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Im Inneren stand ich fasziniert in der Rotunde, deren hohe Kuppel von farbigem Glaslicht durchflutet wird, während Wandmalereien die Landschaften und die Geschichte Montanas feiern.

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Im Alten Gerichtssaal des Obersten Gerichtshofs konnte ich die Schwere der Gerechtigkeit spüren, die einst in diesen Mauern widerhallte, einem Raum, in dem die Grundlagen des Staatsrechts geformt wurden. Hinter dem Tisch für die Richter befindet sich eine Gedenktafel für Theodore Brantley, den am längsten amtierenden Richter in der Geschichte des Obersten Gerichtshofs von Montana (1899–1922). Nicht lange nach der Aufnahme dieses Fotos, im Jahr 1982, wurde der Oberste Gerichtshof in das neu errichtete Justizgebäude verlegt, einem Block östlich der Hauptstadt.

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Der Senatssaal kündet mit seiner reichen Holzvertäfelung und den großen Kronleuchtern von der Würde demokratischer Debatten, die mit Förmlichkeit und Sorgfalt geführt wurden. Das Innere der Senatskammer ist mit Wandgemälden, Beobachtungssitzen und den Schreibtischen gewählter Amtsträger ausgestattet.

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Die Centennial Bell, ein Geschenk zum hundertjährigen Bestehen des Bundesstaates 1989, verstärkte dieses Gefühl der Dauerhaftigkeit.  Die Glocke wurde zu Ehren des Grundschullehrers des Jahres in Montana geläutet. Am 8. November 2017 fand an der Glocke ein Festakt statt, bei dem der 28. Träger der Auszeichnung eine Gedenktafel erhielt.

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Die Jubiläumsglocke wurde von der Klasse des Empfängers 60 Sekunden lang um 10:40 Uhr geläutet, genau in der Minute, in der Montana zum 41. Bundesstaat erklärt wurde.

Besonders bewegte mich die Bronzestatue von Mike und Maureen Mansfield. Mansfield, eine prägende Figur der amerikanischen Politik, war der dienstälteste Mehrheitsführer des US-Senats und später Botschafter in Japan, wo er maßgeblich zur Festigung der amerikanisch-japanischen Beziehungen beitrug.

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Die Statue strahlt Wärme und Würde aus, eine Verkörperung von Hingabe und öffentlichem Dienst, tief verwurzelt in Helena.

Als ich weiter die Sixth Avenue hinabschritt, öffnete sich eine Allee prächtiger Villen, die vom goldenen Zeitalter Helenas erzählten. Viele dieser Residenzen, errichtet von wohlhabenden Minenbesitzern und Geschäftsleuten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, zeigen eklektische viktorianische und Queen-Anne-Stile, mit Türmchen, Giebeln und breiten Veranden.

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Besonders das Haus von John H. Huseby fiel mir ins Auge – ein fein erhaltenes Herrenhaus, das Eleganz und solides Handwerk vereint. Huseby stammte aus Norwegen, war als Ziegel- und Steinmetz ausgebildet und beteiligte sich in den 1980er Jahren an der dramatischen Expansion von Helena.

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Huseby, eine wichtige Persönlichkeit im öffentlichen Leben Helenas, hinterließ nicht nur ein schönes Heim, sondern auch eine Geschichte von bürgerlichem Engagement.

Am Nachmittag führte mich mein Spaziergang ins Herz der Altstadt, die Last Chance Gulch. Hier wurde 1864 das erste Gold entdeckt, und heute ist sie eine lebendige Fußgängerzone voller Geschäfte, Cafés und Restaurants. An einer Straßenecke stieß ich auf zwei Bronzefiguren, die das Goldwaschen darstellen

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gebeugt über ihre Pfannen, verkörpern sie den harten, aber hoffnungsvollen Anfang Helenas.

Wenige Schritte weiter, an der Ecke der 6th Avenue, gönnte ich mir bei 17 West 6th Avenue eine Pause mit einem großen Cappuccino. Ich beobachtete durch die Fenster das geschäftige Treiben, hörte Stimmen, Gelächter und das Klirren von Tassen – ein kleiner Mikrokosmos der Stadt.

Als ich weiterging, sah ich, gleich im nächsten Block gegenüber, das Gebäude in der Fuller Avenue 301. Mit seiner soliden Steinfassade markiert es gleichsam den Übergang vom pulsierenden Zentrum zu den ruhigeren Nebenstraßen.

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Als der Abend sich senkte, blickte ich zurück auf die Orte, die ich gesehen hatte: die Kathedrale mit ihren Türmen, das Kapitol mit seinen ehrwürdigen Räumen, die Villen der Sixth Avenue und die lebendige Last Chance Gulch. Helena zeigte sich mir als Stadt voller Schichten – jede Straße ein Kapitel, jedes Gebäude ein Zeuge, jede Begegnung ein Stück lebendiger Gegenwart. Es ist nicht nur eine Hauptstadt, sondern ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart sich zu einem einzigartigen Erlebnis verweben.

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