Grand Prismatic Spring & Old Faithful

Heute, am 26. September 2025, wachte ich nach einer kalten Nacht auf dem Madison Campground auf. Die Luft war klar und schneidend frisch, als ich aus dem Zelt trat, genau die Art Bergluft, die sofort den Kopf freimacht. Von dort fuhr ich weiter in Richtung Midway Geyser Basin, fest entschlossen, endlich die Grand Prismatic Spring mit eigenen Augen zu sehen. Schon von weitem sah ich die lange Schlange von Autos, die sich bis zum Parkplatz hinzog. Ich stellte mein Auto am Straßenrand ab und ging zu Fuß weiter. Es war die richtige Entscheidung, denn so konnte ich die Landschaft Schritt für Schritt aufnehmen, bis die ersten Dampfschwaden über die Holzstege zogen wie verschiebbare Vorhänge.

Als Erstes kam ich am Excelsior Geyser Crater vorbei, einem riesigen türkisfarbenen Pool, der einst einer der mächtigsten Geysire im Park gewesen war. Heute bricht er nicht mehr in seiner früheren Gewalt aus, sondern ergießt stetig kochendes Wasser in den Firehole River.

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TDichter, weißer Dampf hing wie ein schwerer Vorhang über der Fläche und verbarg den größten Teil des Beckens. Nur gelegentlich, wenn der Wind die Schwaden teilte, blitzte das tiefe, leuchtende Blau auf – eine Farbe so unwirklich, als käme sie direkt aus dem Inneren der Erde. Es war, als würde der Pool seine Schönheit bewusst verbergen und nur für Sekunden kleine Geheimnisse preisgeben.

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Und dann stand ich vor der Grand Prismatic Spring selbst. Ich hatte Fotos gesehen, aber nichts konnte mich auf die Wucht der Farben vorbereiten. Aus der Mitte strahlte ein tiefes, klares Blau, fast unbegreiflich intensiv. Darum legte sich ein Ring helleren Türkis, der im Sonnenlicht schimmerte, bevor er sich nach außen hin in Grün, dann in gleißendes Gelb und schließlich in feurige Orangetöne verwandelte.

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Am äußersten Rand liefen die Farben in rostiges Rot und erdiges Braun aus, wo sich das mineralreiche Wasser über den Boden ergoss. Die Bänder dieser Farben bildeten perfekte Kreise, wie die Iris eines gewaltigen Auges, das aus der Tiefe der Erde emporblickte.

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Auch die Umgebung des Pools war von Farbe durchzogen, da das ablaufende Wasser den Boden in fließende Muster tauchte. Ich konnte kaum aufhören, Fotos zu machen,

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wohlwissend, dass kein Bild je die ganze Weite einfangen würde. Nur von hoch oben – vielleicht mit einer Drohne, die hier streng verboten ist – ließe sich das Gesamte sehen.

Nicht weit davon entfernt entdeckte ich den Opal Pool, der in zarter Schönheit schimmerte. Sein Wasser spielte zwischen klarem Blau und milchig-opalisierenden Tönen, als wäre es aus Glas geformt.

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Daneben lag der Turquoise Pool, ein echtes Juwel, das in hellblauen und grünlichen Nuancen leuchtete. Im Vergleich zur dramatischen Farbgewalt der Grand Prismatic Spring wirkten diese kleineren Becken stiller, fast intim, wie Edelsteine, die in der Landschaft verstreut waren.

Als ich schließlich Old Faithful erreichte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Es war 12:30 Uhr, und ich nahm mein Mittagessen mit, um während des Wartens etwas zu essen. Kaum war ich fertig, begann der Geysir sein Schauspiel. Mit einem plötzlichen Ruck schoss eine gewaltige Fontäne in den Himmel, das Wasser stieg hoch empor und brach sich im Wind, während feiner Dampf das Licht in Regenbogensplitter zerstreute.

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Der Ausbruch war kraftvoll und voller Leben, das Wasser donnerte in einem Schauspiel nach oben, das sowohl präzise als auch wild wirkte. Der Dampf wehte mit dem Wind davon, fing das Licht ein und zerstreute es in einen feinen Nebel.

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Danach gönnte ich mir im Old Faithful Inn einen großen Cappuccino – kräftig und vollmundig, ganz im Gegensatz zu dem enttäuschenden Kaffee im Mammoth Hotel, der nur nach Milch geschmeckt hatte. Mit diesem Genuss im Rücken machte ich einen Spaziergang am Fluss entlang, vorbei an rauschendem Wasser und den immergrünen Lodgepole Pines. Zurückgekehrt, sah ich schon wieder Menschen sich versammeln, und um 15:30 Uhr brach Old Faithful erneut aus, genauso verlässlich, genauso eindrucksvoll.

Jetzt sitze ich wieder auf dem Madison Campground, schreibe diese Zeilen nach dem Abendessen am Picknicktisch und spüre die Kühle der Nachtluft. Alle anderen Unterkünfte im Park sind ausgebucht oder unbezahlbar – nichts unter sechshundert Dollar –, also bleibe ich hier. Es ist vielleicht nicht der bequemste Ort, doch er hält mich mitten im Herz von Yellowstone. Während das Zwielicht den Wald einhüllt, fühle ich nur Zufriedenheit. Heute habe ich die schillerndsten Farben der Erde gesehen, die Treue des bekanntesten Geysirs erlebt und bin durch eine Landschaft gegangen, die aus Traum und Wirklichkeit zugleich zu bestehen scheint.

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