Otokami Lake in Glacier NP

Heute, am 17. September 2025, brach ich von Rising Sun auf und folgte dem Weg hinein in die Berge des Glacier-Nationalparks. Der Morgen empfing mich mit strahlendem Sonnenschein, die Luft war frisch und zugleich sanft, und das Licht ließ die Hänge und Felswände in Farben erstrahlen, die fast unwirklich wirkten. Während ich stetig hinaufstieg in Richtung Otokomi Lake, entfaltete sich die Landschaft um mich, und die Berge zeigten sich wie Wächter des Tales.

Im Westen, jenseits der weiten Fläche des St. Mary Lake, erhoben sich die ersten Gipfel in majestätischer Stille. Red Eagle Mountain stand breit und kraftvoll da, seine Hänge in tiefem Rostrot und Braun gefärbt, als ob er die Kraft der Jahrtausende in sich trüge. Die Grate fingen das Sonnenlicht ein und glühten warm, ein eindrucksvoller Kontrast zum klaren Blau des Himmels. Daneben erhob sich der Mahtotopa Mountain in eleganter Symmetrie, seine Kämme scharf gezeichnet. Sein Gesicht erschien heller als das des Red Eagle, durchzogen von Grau und blassen Beigetönen, wie die Farbe alter Knochen.

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Weiter dahinter thronte der Little Chief Mountain, massig und würdevoll, mit steilen Wänden, die fast senkrecht aus dem Tal aufzusteigen schienen. Neben ihm zog der Dusty Star Mountain meinen Blick auf sich, mit seiner spitzen Krone und den rötlichen Flanken, die ihm ein wildes, fast unruhiges Aussehen gaben, als sei er vom Feuer geformt worden. Diese westlichen Gipfel standen zwar abseits auf der anderen Seeseite, doch sie prägten den Horizont wie eine gemalte Kulisse, monumental und still.

Östlich des Tales aber waren die Berge mir näher, ihre Präsenz unmittelbarer, als würden sie jeden Schritt meines Weges überwachen. Der Otokomi Mountain begleitete mich von Anfang an. Seine dunklen Hänge stiegen steil vom Pfad auf, seine Oberfläche eine Mischung aus tiefrotem Gestein und dunklen Schatten, die ihm ein strenges, fast finsteres Gesicht gaben.

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Er wirkte wie eine steinerne Wand, die mich den schmalen Weg entlangführte. Tiefer im Becken wurde der Goat Mountain zur dominanten Figur. Sein Gipfel ragte hoch auf, hellgrau und vom Wetter gegerbt, mit breiten Flanken, die von Rinnen und roten Schichten durchzogen waren.

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Aus der Ferne wirkte er wie eine gewaltige Festung aus Stein, still und schützend, die direkt über dem Otokomi Lake thronte. Zwischen diesen bekannten Gipfeln tauchten weitere Grate und unbenannte Wände auf,

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ihre roten und grauen Felsen formten ein großartiges Rund um das Rose Basin, das mir das Gefühl gab, tiefer in ein natürliches Amphitheater einzutreten.

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Der Weg selbst folgte dem Rose Creek, auch wenn ich ihn anfangs nicht sehen konnte. Nur das leise Rauschen des Wassers begleitete mich, ein fernes Murmeln, verborgen zwischen den Bäumen. Nach etwa zwei Meilen zeigte sich der Bach mit plötzlicher Kraft, als er fast fünfzehn Meter in die Tiefe stürzte.

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Weiß schäumte das Wasser über die dunklen Felsen, funkelte im Sonnenlicht, und ich hielt inne, um seine Energie auf mich wirken zu lassen. Von da an begleitete mich Rose Creek offen, schlängelte sich neben dem Pfad, blitzte zwischen den Bäumen hervor und schenkte mir mit kleinen Kaskaden immer wieder funkelnde Momente.

Je höher ich kam, desto lichter wurde der Wald,

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und die Berge rückten näher. Die roten Wände des Otokomi Mountain glühten wie Kohlen im Nachmittagslicht, während die blassgraue Krone des Goat Mountain direkt vor mir aufstieg. Auf der anderen Seite des Tals zeichneten sich weiterhin Red Eagle, Mahtotopa, Little Chief und Dusty Star ab, nun in goldenem Herbstlicht, das ihre massigen Formen weicher erscheinen ließ.

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Umgeben von diesen Bergen hatte ich das Gefühl, durch eine gewaltige steinerne Kathedrale zu wandern, jede Wand wie eine gewachsene Säule, jede Farbe und jeder Schatten ein Zeugnis uralter Kräfte.

Als ich schließlich den Otokomi Lake erreichte, war der Kreis vollendet. Still lag das Becken vor mir, gehalten in den Armen des Goat Mountain und der umliegenden Wände. Das Wasser spiegelte Himmel und Stein, und ich fühlte mich eingeschlossen von den Bergen, die ich den ganzen Tag über betrachtet hatte – als hätten sie sich versammelt, um mich am Ende des Weges willkommen zu heißen.

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