Ich erreichte den Ausgangspunkt zum Joffre Lakes Trail gegen halb sieben Uhr am Abend, als das Licht bereits weicher wurde und die meisten Wanderer schon auf dem Rückweg waren. Um Viertel vor sieben brach ich schließlich auf, mir der späten Stunde bewusst, aber entschlossen, alle drei Seen zu erreichen und nicht schon an der berühmten Brücke am mittleren See stehenzubleiben. Der erste Abschnitt führte mich durch hohe Bäume, durch deren Äste noch das letzte Sonnenlicht fiel. Immer wieder begegnete ich Gruppen von Wanderern, die müde, aber mit zufriedenen Gesichtern ins Tal zurückkehrten. In ihren Augen spiegelte sich noch das Türkisblau der Seen und der Glanz der vergletscherten Gipfel.
Der Untere Joffre Lake lag bald vor mir, still und fast verlassen, ganz anders als tagsüber, wenn er voller Menschen ist. Das Wasser schimmerte geheimnisvoll in seinem unverwechselbaren Farbton, eingerahmt von der langsam dunkler werdenden Landschaft.

Ich ging weiter, gespannt auf den zweiten See, von dem ich wusste, dass er noch eindrucksvoller sein würde. Der Weg wurde steiler, von Wurzeln und Steinen durchzogen, und neben mir rauschte immer wieder Wasser – das Schmelzwasser des Gletschers, das sich seinen Weg ins Tal bahnte.

Schließlich erreichte ich den Mittleren Joffre Lake. Ich hielt einen Moment an der Brücke inne, wo so viele Wanderer ihren Höhepunkt der Tour finden. Der Blick war tatsächlich überwältigend: das gleißende Eis hoch oben, der türkise See unter mir, und die letzten Fotografen, die noch verweilten. Doch für mich sollte es hier nicht enden. Ich wollte weiter, hinauf zum Oberen Joffre Lake, dem abgelegensten der drei, bevor die Nacht ganz hereinbrach.

Der Aufstieg von hier führte durch eine zunehmend alpine Landschaft, die Bäume wurden lichter, die Luft frischer. Stimmen waren nur selten zu hören, meist war es still – eine Stille, die jedes Geräusch verstärkt und die Schritte bewusst macht. In der Mitte des Second Lake und des Upper Lake brach ein Sturz mit gewaltiger Kraft herab, und die Schlucht schien unter dem Tosen der Strömung zu vibrieren.

Als ich schließlich den Oberen Joffre Lake erreichte, war der Abend bereits weit fortgeschritten. Der Gletscher lag zum Greifen nah, sein Eis direkt über dem See, dessen unwirkliches Türkis selbst im schwächer werdenden Licht leuchtete. Dort traf ich eine Gruppe von fünf Wanderern – drei aus Barcelona und zwei Brasilianer, die ebenfalls dort leben. Wir kamen ins Gespräch, und da die Dunkelheit schnell näher rückte, war ich froh, dass wir beschlossen, gemeinsam abzusteigen.

Der Abstieg dauerte eine Stunde und zwölf Minuten. Schritt für Schritt folgten wir dem Weg, während die Schatten um uns dichter wurden. Der Wald, der beim Aufstieg noch im goldenen Abendlicht leuchtete, war nun ein dunkler Tunnel, der unsere ganze Aufmerksamkeit forderte. Doch im Gespräch und in Gesellschaft verging die Zeit rasch. Als wir schließlich den Parkplatz erreichten, war es Nacht. Nur die Scheinwerfer einiger Autos und das schwache Licht des Schildes am Trailhead empfingen uns.
Diese Wanderung war wie eine kleine Reise in verdichteter Form – der Beginn im Licht, der Höhepunkt am Gletschersee, die Rückkehr in der Dunkelheit. Sie hat mir gezeigt, wie sehr die Tageszeit den Charakter eines Weges verändern kann, und dass man manchmal, wenn man später startet, eine stillere und intensivere Seite der Landschaft erlebt.