Mailand

Eine kulturelle und architektonische Reise durch die Stadt
Mailand, die kosmopolitische Hauptstadt der Lombardei, ist eine Stadt, in der sich Schichten der Geschichte in Stein, Glas und Kunst entfalten. Mein Rundgang zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt war wie ein Spaziergang durch Jahrhunderte voller Architektur, Glauben und kreativen Genies.

Duomo di Milano und Piazza del Duomo

Die Reise beginnt im Herzen Mailands: dem Duomo di Milano, einer der ehrgeizigsten gotischen Kathedralen Europas.

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Der Bau begann im Jahr 1386 unter der Leitung von Erzbischof Antonio da Saluzzo und wurde über die Jahrhunderte von zahlreichen Architekten geprägt – darunter Simone da Orsenigo, Giovanni Antonio Amadeo und später Carlo Pellicani.

Die Fassade, vollendet im 19. Jahrhundert, ist ein Meisterwerk aus marmornen Spitzen, geschmückt mit 135 Türmen und über 3.400 Statuen.

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Auch das Innere der Kathedrale ist beeindruckend: 52 massive Säulen – jede symbolisiert eine Woche im Jahr – bilden eine majestätische Steinlandschaft. Die farbenprächtigen Buntglasfenster, einige aus dem 15. Jahrhundert, zeigen biblische Szenen und zählen zu den schönsten in Europa.

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Das Kirchenschiff ragt fast 45 Meter in die Höhe und verleiht dem Raum eine geradezu transzendente Atmosphäre. Der Hochaltar und die Heilige Nagelreliquie – der Legende nach Teil des Kreuzes Christi – betonen die religiöse Bedeutung. In der Krypta befindet sich das Grab des heiligen Karl Borromäus, einer der bedeutendsten Figuren der Gegenreformation.

Die Dachterrasse der Kathedrale, rund 65 Meter über dem Boden, bietet einen atemberaubenden Panoramablick über Mailand und einen hautnahen Blick auf die filigrane gotische Architektur. Von dort oben erkennt man Details, die vom Boden aus verborgen bleiben:

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Der Zugang erfolgt per Treppe oder Aufzug. Zwischen Wasserspeiern und Marmortürmen zu wandeln, mit Blick über die Stadt bis zu den Alpen – das ist ein Erlebnis, das Architektur und Skulptur auf poetische Weise vereint.

Direkt neben dem Dom liegt die Piazza del Duomo – seit Jahrhunderten der zentrale Treffpunkt der Stadt. Ob mit Touristen gefüllt oder Bühne für öffentliche Feiern, der Platz ist das lebendige Freilufttheater des Mailänder Lebens.

Palazzo Reale di Milano

An der Südseite des Platzes befindet sich der Palazzo Reale di Milano, ursprünglich im 12. Jahrhundert als Rathaus erbaut

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und unter österreichischer Herrschaft in ein Königspalais umgewandelt. Die bedeutendste Umgestaltung erfolgte im 18. Jahrhundert durch Giuseppe Piermarini, der ihm eine elegante neoklassizistische Fassade verlieh. Innen erwarten den Besucher großzügige Treppen, Spiegelsalons und reich bemalte Decken – einst Kulisse königlicher Empfänge, heute Heimat bedeutender Ausstellungen von Caravaggio, Modigliani oder Picasso.

Die bedeutendste Umgestaltung erfolgte im 18. Jahrhundert durch Giuseppe Piermarini, der ihm eine elegante neoklassizistische Fassade verlieh. Innen erwarten den Besucher großzügige Treppen, Spiegelsalons und reich bemalte Decken – einst Kulisse königlicher Empfänge, heute Heimat bedeutender Ausstellungen von Caravaggio, Modigliani oder Picasso.

Galleria Vittorio Emanuele II

Vom Platz aus gelangt man in die prächtige Galleria Vittorio Emanuele II, benannt nach dem ersten König des geeinten

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Italiens. Entworfen von Giuseppe Mengoni und 1877 fertiggestellt, war die Galerie ein Wunderwerk der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts – mit ihrer imposanten Eisen-Glas-Kuppel und kunstvollen Mosaikböden. Die Mosaike unter der Kuppel zeigen die Wappen bedeutender italienischer Städte – und wer sich auf dem Stier von Turin einmal im Kreis dreht, dem soll Glück beschieden sein.

Teatro alla Scala

Am anderen Ende der Galerie liegt das weltberühmte Teatro alla Scala, entworfen von Giuseppe Piermarini und 1778 mit einer Oper von Salieri (Europa riconosciuta) eröffnet. Anlass für seinen Bau war ein verheerender Brand, der das frühere Opernhaus 1776 zerstörte. Kaiserin Maria Theresia beauftragte umgehend einen Neubau – das Resultat wurde eine der akustisch besten Opern der Welt.

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Von außen eher schlicht, entfaltet sich im Inneren ein Glanz aus rotem Samt, vergoldetem Stuck und einem gewaltigen Kristallluster. Die Scala wurde zur Bühne zahlloser Uraufführungen – Werke von Verdi, Puccini und Rossini fanden hier ihr Publikum. Große Stimmen wie Maria Callas und Luciano Pavarotti gaben hier ihre legendären Auftritte.

Chiesa di San Gottardo in Corte

Versteckt hinter dem Königspalast liegt die intime Kirche San Gottardo in Corte – erbaut 1330 als Hofkapelle der Visconti.

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Der Architekt Francesco Pecorari kombinierte gotische und romanische Elemente. Die Kirche war eine der ersten in Mailand mit einem Uhrturm – ein Symbol der neuen Zeitordnung. Im Inneren: zarte Fresken und das polychrome Grabmal von Azzone Visconti, das den Glanz des höfischen Lebens widerspiegelt.

Santa Maria presso San Satiro

Nur wenige Straßen weiter findet sich ein wahres Juwel der Renaissance: Santa Maria presso San Satiro. Die kleine Kirche

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wurde um 1482 von Donato Bramante entworfen und ist berühmt für ihre trompe-l’œil-Apsis – eine raffinierte optische Illusion, die Tiefe vortäuscht, wo eigentlich eine flache Wand steht. Stuckaturen, Kassettendecken und harmonische Proportionen machen das Gebäude zu einem Meisterwerk der Innovation und Spiritualität.

Basilica di Sant’Ambrogio

Eine der ältesten Kirchen der Stadt, die Basilica di Sant’Ambrogio, wurde 379 n. Chr. vom heiligen Ambrosius selbst gegründet. Der heutige romanische Bau stammt aus dem 11.–12. Jahrhundert und verkörpert mit seiner

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Backsteinfassade, dem Säulengang und den ungleichen Glockentürmen die schlichte Schönheit der lombardischen Romanik. Besonders sehenswert: der goldene Altar des Volvinius (9. Jh.) und die reich verzierte Kanzel. In der Krypta ruhen Ambrosius sowie die Heiligen Gervasius und Protasius – ein Ort tiefer geistlicher Bedeutung.

Piazza dei Mercanti

Ein Spaziergang über die Piazza dei Mercanti ist wie eine Zeitreise ins Mittelalter. Der kompakte Platz war einst das Zentrum städtischen Lebens. Der Broletto Nuovo (Palazzo della Ragione), erbaut 1233, diente als Verwaltungsgebäude.

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Mit seinen Arkaden und der offenen Loggia spiegelt er die bürgerliche Gotik Norditaliens wider. Heute hallen nur noch leise Schritte über das Pflaster, doch einst wurden hier Gesetze gesprochen und Geschäfte besiegelt.

Castello Sforzesco

Als nächstes besuchte ich das mächtige Castello Sforzesco, ursprünglich im 14. Jahrhundert von Galeazzo II Visconti errichtet und im 15. Jahrhundert von Francesco Sforza zu einem Renaissanceschloss ausgebaut. Leonardo da Vinci malte hier Fresken, Bramante gestaltete die Höfe mit. Der Architekt Filarete entwarf das Schloss als Verbindung von militärischer Stärke und architektonischer Eleganz – mit hohen Mauern, großzügigen Höfen und kunstvoll gestalteten Türmen. Der zentrale Turm (Torre del Filarete) wurde im 20. Jahrhundert rekonstruiert.

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Heute beherbergt das Schloss mehrere Museen – darunter das Museo d’Arte Antica mit Michelangelos unvollendeter Pietà Rondanini, einer tief bewegenden Skulptur des Schmerzes und der geistigen Erlösung. Die kürzlich restaurierte Sala delle Asse zeigt Leonardos naturinspirierte Fresken im Auftrag Ludovico il Moros.

Parco Sempione und Arco della Pace

Hinter dem Schloss erstreckt sich der Parco Sempione – ein englischer Landschaftspark von 1893. Perfekt zum Spazieren, mit Teichen, Skulpturen und Familienpicknicks. Am anderen Ende ragt der Arco della Pace empor – ein klassizistischer

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Triumphbogen, begonnen unter Napoleon (1807) und vollendet unter österreichischer Herrschaft. Mit korinthischen Säulen und allegorischen Figuren erinnert er an den europäischen Frieden nach dem Wiener Kongress.

Cimitero Monumentale

Einer der eindrucksvollsten Orte war für mich der Cimitero Monumentale – eröffnet 1866 und gestaltet von Carlo Maciachini. Weit mehr als ein Friedhof ist er ein Freilichtmuseum der Grabkunst, mit Gräbern, Kapellen und Mausoleen im Stil von Neugotik, Jugendstil bis zu rationalistischer Moderne. Hier ruhen viele bedeutende Mailänder, darunter Alessandro Manzoni. Das Famedio – ein tempelartiger Eingangsbereich – erinnert mit kathedralenartiger Würde an die berühmtesten Söhne und Töchter der Stadt.

Colonne di San Lorenzo

Zuletzt stand ich vor den antiken Colonne di San Lorenzo – 16 korinthische Säulen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., wahrscheinlich Überreste eines Tempels oder Bades. Sie stehen vor der Basilika San Lorenzo Maggiore,

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die im 4. Jahrhundert errichtet und mehrfach umgebaut wurde. Mosaike und frühchristliche Kapellen zeugen von Mailands römischen Wurzeln und seinem unerschütterlichen Glauben.

Direkt daneben sehen wir die Basilica San Lorenzo. Sie wurde zwischen dem vierten und fünften Jahrhundert erbaut. Einigen Gelehrten zufolge wurde San Lorenzo zusammen mit der „Basilica Portiana“ errichtet, die jedoch vom „Augustus des Westens“ (Valentinian I. oder Valentinian II.) erbaut wurde, um dem arianischen Bischof von Mailand Auxentius (355–372) zu gefallen, was jedoch weder durch die Archäologie noch durch Inschriften bestätigt wurde. Wenn das stimmt, liegt San Lorenzo vor der Gründung der vier ambrosianischen Basiliken. Zeitgenössische Quellen erinnern daran, dass die sogenannte Basilica Portiana den Bemühungen des heiligen Ambrosius, sie den Arianern zu entreißen, widerstand.

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Fazit

Mailand ist eine Stadt der Kontraste – wo mittelalterliche Türme neben futuristischen Hochhäusern stehen und Jahrhunderte von Glaube, Macht und Kunst in Stein, Klang und Farbe lebendig werden. Von den Spitzen des Doms bis zu den stillen Grabmälern des Monumentalfriedhofs erzählt jeder Ort von Ehrgeiz, Hingabe und Schönheit. Mit Meisterwerken von Leonardo, Michelangelo und Bramante – und Bauten, geprägt von Kaisern und Revolutionären – bietet Mailand nicht nur eine Reise, sondern eine tiefgehende Begegnung mit der Seele Europas.

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