Am Morgen des 4. September 2025 fuhr ich mit dem Bus zum Moraine Lake, tief im Tal der sogenannten Zehn Gipfel. Der See empfing mich mit seinem unvergesslichen türkisfarbenen Wasser, eingerahmt von schroffen Felswänden und Gletschern. Zuerst wanderte ich den kurzen Rockpile Trail hinauf. Der Aufstieg war nur etwa 400 Meter lang, doch er brachte mich schnell auf den Felswall aus uralten Schuttmassen. Als ich mich dort umdrehte, fiel mein Blick nicht über den See, sondern auf die entgegengesetzte Richtung.

Direkt hinter mir erhob sich der Tower of Babel, ein wuchtiger Felskegel aus geschichteten Kalk- und Schieferplatten, der fast senkrecht in den Himmel ragt. Mit seinen turmartigen Schichtungen wirkte er wie ein Bauwerk aus der Urzeit, und ich musste sofort ein Foto davon machen.
Noch viel verblüffter war ich von der Aussicht auf den Moraine Lake. Genau dort, auf der linken Seite des Sees, erhob sich der Mount Fay, dessen massive graue Klippen eine kühne vertikale Linie in den Himmel schnitten, gekrönt vom glänzenden Fay-Gletscher. Es war der Berg, den ich fotografieren musste und der auf unzähligen Postkarten verewigt wurde. Egal wie oft ich es auf Bildern gesehen hatte, fühlte es sich ganz anders an, als ich persönlich dort stand und das Sonnenlicht auf dem Gletscher glitzerte.

Nachdem ich von hier aus die berühmten Ansichten aufgenommen hatte, die auf unzähligen Postkarten verbreitet sind, gönnte ich mir einen großen Cappuccino am Seeufer. Anschließend begann ich meine Wanderung auf dem Eiffel Lake Trail. Gleich zu Beginn führte der Weg stetig bergauf durch den Wald, jeder Serpentinenbogen brachte mich höher. Nach fast drei Kilometern wurde der Weg flacher, und plötzlich öffnete sich die Landschaft.
Vor mir breitete sich das Tal der Zehn Gipfel aus wie ein gewaltiges Amphitheater. Meine Blicke wanderten von Gipfel zu Gipfel: Besonders beeindruckte mich Mount Fay mit seinem glänzenden Fay Glacier, der wie ein gefrorener Wasserfall an seinen grauen Felswänden hing.

Daneben stand die elegante Pyramide des Mount Bowlen, gefolgt von der wuchtigen Masse des Deltaform Mountain, dessen oberste Flanken vom Deltaform Glacier wie mit einem weißen Mantel bedeckt waren. Von meinem Aussichtspunkt oberhalb des Eiffel Lake konnte ich sogar einen Teil dieses Gletschers erkennen.

Nebenan ragte Wenkchemna Peak auf, zerklüftet und gezackt, als wolle er das Tal bewachen.

Obwohl ich nicht bis hinunter zum Eiffel Lake ging, weil er wenig spektakulär wirkte, blieb ich lange oben stehen, um den Blick zu genießen. Die Sonne machte es schwer, gute Fotos zu schießen, doch in meiner Erinnerung blieb das Panorama noch eindrucksvoller als auf jedem Bild.

Auch andere Gipfel füllten den Horizont, jeder anders in seinem Charakter. Einige erhoben sich in anmutigen Pyramiden, andere in blockigen Bastionen oder gezackten Türmen. Leider erschwerte die Mittagssonne das Fotografieren – das Licht war grell und die Kamera hatte Mühe, die Feinheiten von Schatten und Tiefe einzufangen. Doch was die Kamera nicht festhalten konnte, hat meine Erinnerung bewahrt: die Unermesslichkeit, die Farbe, den Kontrast von Fels und Eis.

Als ich den Rückweg antrat, begleitete mich wieder der Anblick des Moraine Lake tief unten, während über mir die Gipfel mit ihren Gletschern weiter im Licht glänzten. Das Tal der Zehn Gipfel hinterließ in mir den Eindruck einer gewaltigen Naturkathedrale, und der Tower of Babel, gleich am Anfang meiner Tour, stand mir noch klar vor Augen.