Heute, am 24. September 2025, fuhr ich von Livingston los, während die Sonne sanft über der Absaroka Range aufstieg. Die Straße führte mich zum Pine Creek Falls Trailhead, wo die klare Herbstluft die knapp anderthalb Kilometer lange Wanderung frisch und belebend wirken ließ. Der Weg schlängelte sich durch einen Wald, der sich bereits in die Farben des Herbstes kleidete: gelbe Espen und rötlich-braune Sträucher leuchteten zwischen den immergrünen Bäumen hervor. Am Wasserfall angekommen, stürzte das Wasser silbern und kraftvoll herab, eingerahmt von dunklen, vom Wasser glänzenden Felsen.

IIch verweilte dort, machte ein Foto und ließ das Rauschen des Wassers eine Weile auf mich wirken, bevor ich zum Auto zurückkehrte.
Da ich Livingston ohne richtiges Frühstück verlassen hatte, blieb ich am Trailhead, um mir ein Mittagessen zuzubereiten. Während ich aß und die Berge im Hintergrund betrachtete, spürte ich die Ruhe Montanas um mich herum. Danach entschied ich mich, nicht die Hauptstraße Highway 89 zu nehmen, sondern die Road 540, die näher am Yellowstone River verläuft. Es war die richtige Entscheidung: die Straße führte durch offenes Weideland und Felder, die im goldenen Septemberlicht glänzten.

Bauernhäuser lagen hinter Holzzäunen, Scheunen standen wettergegerbt in der Weite des Tales. Mehrmals hielt ich an, um Fotos zu machen und die stille Würde dieser Landschaft einzufangen.
Gegen 14:15 Uhr kam ich in Mammoth Hot Springs an. Die Wärme überraschte mich – die Sonne brannte kräftig, und die Terrassen schimmerten im grellen Licht. Um der Mittagshitze und den vielen Besuchern zu entgehen, fuhr ich weiter zum Glacial Boulder Trail, einem kurzen Spaziergang durch Wiesen, die fast wie ein Indian Summer leuchteten. Goldenes Gras, rote und orangefarbene Tupfer, dazu das silbrig-graue Schimmern des Beifußes – all das breitete sich vor mir aus. Mehrmals blieb ich stehen, um das Licht zu fotografieren, das sich weich über die Hügel legte.

Danach fuhr ich über die Blacktail Plateau Drive, eine schmalere Straße, auf der die Tiere das Bild bestimmten. Eine kleine Bisonherde zog langsam über die weiten Grasflächen, ihre dunklen Körper hoben sich vom hellen Grund ab. Ein großes Reh überraschte mich, als es plötzlich aus einem Wäldchen sprang, und wenig später sah ich einen stattlichen Elch, dessen Geweih sich hoch gegen die Silhouette der Berge erhob. Jede Begegnung wirkte wie eine Erinnerung daran, dass Yellowstone älter und ursprünglicher ist als jede Straße, die durch ihn führt.


Um 17:15 Uhr war ich zurück in Mammoth. Die Luft war angenehm abgekühlt, und die meisten Besucher hatten den Ort verlassen, sodass die Terrassen in eine ruhige, fast meditative Stimmung getaucht waren. Ich spazierte zwischen den Sinterbecken, deren bizarre Formen sich wie erstarrte Kaskaden aus Stein ausbreiteten. Manche glänzten in reinem Weiß, fast blendend im Abendlicht, andere in sanften Cremetönen und blassem Grau. Dort, wo Wasser floss, hinterließ es Spuren in Ocker, Rostrot und einem leichten Grün – Farben, die durch die hitzeliebenden Mikroorganismen entstanden.

In stillen Becken spiegelte sich das Blau des Himmels, umrahmt von weißlichen Ablagerungen. Einige Terrassen formten flache Schalen, andere stiegen in Stufen auf, wieder andere breiteten sich fächerförmig aus, als wären sie gegossen und erstarrt.
Ich erinnerte mich an meinen Besuch vor zehn Jahren im Frühling, als die Terrassen ganz anders wirkten – lebendiger, mit mehr Wasser, mehr Dampf, mehr Bewegung. Jetzt, im Herbst, zeigten sie sich stiller, fast zurückgezogen, als warteten sie auf den Winter. Doch gerade diese stille Schönheit hatte ihren eigenen Reiz: die ruhigen Wasserflächen spiegelten das Abendlicht, und die trockenen, skulpturalen Grate erzählten von zahllosen Jahren, in denen Mineralien Schicht um Schicht dieses fremdartige Landschaftsbild geformt hatten.

Als die Sonne tiefer sank, blieb ich noch eine Weile und ging fast allein über die Holzstege. Die Berge legten sich in blaue Schatten um die Terrassen, und die Ruhe des Abends wurde dichter. Es war nicht das lebhafte, dampfende Mammoth, das ich vor zehn Jahren gesehen hatte, und doch war es nicht weniger eindrucksvoll. Stille, Farben und die steinerne Kunst von Wasser und Zeit waren die letzten Eindrücke dieser Reise.