Von Mammoth zum Norris Geyser Basin

Heute, am 25. September 2025, bin ich von Mammoth aufgebrochen und in Richtung Norris Geyser Basin gefahren. Die Luft war frisch und kühl, und das frühe Herbstlicht verlieh den Bergen und Tälern eine besondere Klarheit, als wären alle Grate und Hänge fein in den Horizont gemeißelt.

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Unterwegs konnte ich nicht widerstehen, mehrmals anzuhalten. Am Golden Gate schlängelte sich die Straße zwischen steilen Klippen aus goldgelbem Gestein entlang, deren raue Oberflächen das Licht in Ocker-, Honig- und Orange-Tönen einfingen. Tief unter mir öffnete sich die enge Schlucht zu einem dramatischen Panorama, und der scharfe Kontrast zwischen Fels und Himmel zwang mich, innezuhalten und Fotos zu machen.

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Weiter südlich hielt ich am Swan Lake. Der See lag still, sein Wasser spiegelte die Wolken wie eine silberne Glasfläche. Am Ufer bewegten sich Büschel von Gras und Schilf im Wind,

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während dahinter die Berge, die ich gestern am selbst interpretierten Pfad gesehen hatte, erneut vor mir aufragten. Der Quadrant Mountain erhob sich mit breiten Schultern und geschichteten Hängen, graues Gestein durchzogen von grünen Flecken zäher Vegetation.

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Antler Peak wirkte wie ein Geweih: seine scharfen Grate ragten in den Himmel wie die Zacken eines riesigen Elchgeweihs, dunkel gegen das Morgenlicht. Dome Mountain war weicher, runder, seine breite Kuppe wie die Wölbung einer schützenden Hand, in gedämpften Braun- und Grüntönen.

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Und schließlich Mount Holmes, etwas abseits stehend, mit schärferem, wuchtigerem Profil; das dunkle Gestein war hier und da von helleren Adern durchzogen. Sie alle zusammen gaben der Landschaft eine stille, zeitlose Kraft.

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Als ich schließlich das Norris Geyser Basin erreichte, wandelte sich die Landschaft vollkommen. Hier schien die Erde selbst lebendig zu sein, unruhig und atmend.

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Aus zahllosen Spalten stieg Dampf in weißen Schwaden auf, der sich gegen das Blau des Himmels hob.

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Heiße Quellen und Becken schimmerten in fast überirdischen Farben. Die Colloidal Pools leuchteten sanft in milchigen Opaltönen.

Besonders zog mich der Emerald Spring an, ein klarer, tiefer Pool von strahlendem Blau. Er fällt bis zu acht Meter in die Tiefe, am Rand gesäumt von einem leuchtenden Ring aus gelben Schwefelablagerungen – wie eine goldene Krone um das kühle Zentrum.

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Der Steamboat Geyser stand wie ein schlafender Riese da. Er gilt als der höchste Geysir der Welt, fähig, Wasser über 90 Meter hoch zu schleudern. Doch seine Ausbrüche sind unberechenbar. Vor ihm zu stehen und nur das stetige Zischen des Dampfes zu hören, ließ mich die gewaltigen Kräfte unter der Erde erahnen.

Auch der Echinus Geyser faszinierte mich. Millionen kleiner, dornenförmiger Silikakristalle bedecken sein Becken, was ihm eine einzigartige Textur verleiht. Eisen, Arsen und Siliziumdioxid färben das Wasser und verleihen ihm einen fast außerirdischen Charakter.

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Der Minute Geyser schließlich erzählt eine traurige Geschichte. Früher stieg sein Wasser zwölf bis fünfzehn Meter hoch in die Luft, doch weil unachtsige Besucher Dinge in die Öffnung warfen, ist seine Kraft gebrochen. Heute schafft er nur noch kleine Fontänen von einem halben Meter Höhe. Es machte mich still, so deutlich zu sehen, wie zerbrechlich diese Naturwunder sind.

Ein großartiges Bild, wie sich der Gibbon durch die Meadows schlängelt.

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Mein letzter Halt war an den Gibbon Falls. Das Wasser stürzte in einem breiten weißen Schleier über eine dunkle Felswand hinab und sammelte sich darunter in schäumenden Becken. Das Rauschen war tief und beständig, die Luft erfüllt von einem kühlen Sprühnebel, in dem die Sonne tausendfach glitzerte. Später am Beaver Lake änderte sich die Stimmung. Der See lag ruhig, eingefasst von Gräsern und sanften Hängen, ein stiller Kontrast zum unruhigen Fall.

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Während ich durch Norris wanderte, zwischen dampfenden Spalten, schillernden Quellen und Geysiren, die wie der Atem der Erde wirkten, dachte ich an die Berge zurück, die ich am Morgen gesehen hatte. Ihre massiven Formen, ihre Farben im Sonnenlicht – sie standen in scharfem Kontrast zu den rastlosen, sich ständig wandelnden Kräften des Geysirbeckens. Der Tag war voller Gegensätze: die Stille des Swan Lake, die Macht der Wasserfälle, die Erhabenheit der Bergkämme und das brodelnde Herz des Norris Basin. Es war, als reiste ich durch Schichten der Zeit, jede Landschaft erzählte ihre eigene Geschichte, und zusammen ergaben sie das große, unvergessliche Gesicht von Yellowstone.

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