8. Oktober 2025
Heute Morgen verließ ich Price und fuhr in Richtung des San Rafael Swell Recreation Area, um jene Landschaft zu erkunden, die oft als „Little Grand Canyon“ Utahs bezeichnet wird. Schon die Anfahrt war ein kleines Abenteuer – etwa

fünfzehn Meilen auf einer Schotterstraße, die sich durch weite Wüstenebenen und niedrige, rostrote Hügel schlängelte. Die Straße glitzerte im Morgenlicht, und mit jedem Kilometer öffnete sich der Horizont weiter in eine endlose Stille, in der selbst der Wind zu schlafen schien.
Der Wedge Overlook Trail beginnt unscheinbar und führt zunächst in eine weite Schlucht, die sich bald zu einem




schmaleren, sanft geschwungenen Canyon verengt. Die Wände steigen allmählich an, ihre Flächen durchzogen von Schichten aus Ocker, Rosa und Zimtrot – Farben, die sich mit jedem Sonnenstrahl verändern. Nach etwa vierhundert Metern verengt sich der Canyon, und das erste Hindernis taucht auf: ein glatt geschliffener Felsblock, der zwischen den Wänden eingeklemmt ist.

Ich sah ein Paar umkehren – die Frau zögerte, den Stein zu übersteigen, und es war tatsächlich nicht ganz einfach. Ein wenig tat es mir leid, denn ich hatte mein Auto im Schatten ihres großen Wohnmobils geparkt, das nun allein in der Sonne stand.
Nachdem ich mich über die Felsen gearbeitet hatte, ging es noch etwa eine Meile weiter. Der Boden war trocken, sandig, und der Wind trug den Duft von Salbei und Staub heran. Dann öffnete sich das Gelände plötzlich – der Canyon endete,


und ich folgte einem ausgetrockneten Flussbett, gesäumt von niedrigen Sträuchern und Wacholderbäumen. In der Ferne erhob sich die Cedar Mountain Range – ein majestätischer Anblick. Die Felsen glühten tiefrot in der Sonne, wie glühendes Eisen, während die unteren Hänge in gedämpftem Grün und Grau verblassten, wo Wüstenpflanzen am staubigen Boden festhielten. Die Berge standen wie Wächter über der Leere, mit flachen Gipfeln und steilen, scharfkantigen Wänden, geformt durch Jahrhunderte von Wind und Wasser.
Plötzlich vibrierte mein Telefon – eine Warnmeldung vom Sheriff: Das Wetter könne sich ändern, Regen und Überflutung seien möglich. Der Gedanke an eine Sturzflut war beunruhigend, doch der Himmel über mir war makellos blau, keine Wolke weit und breit. Umkehren kam nicht infrage – ich wollte die Farben der Cedar Mountains im besten Licht einfangen.
Ich beschleunigte meinen Schritt, nahm kleine Abkürzungen über sandige Rücken, während unter meinen Schuhen der Kies leise knirschte. Nach etwa fünfundzwanzig Minuten erreichte ich einen kleinen Hügel, der den Blick auf ein weites Panorama freigab.


Die roten Klippen der Gebirgskette dehnten sich endlos aus, ihre Flächen spielten mit Licht und Schatten. Das Zusammenspiel aus rotem Gestein, graugrünen Sträuchern und dem tiefblauen Himmel war überwältigend. Ich stand still und atmete die trockene Luft – ein Moment vollkommener Stille.

Der Rückweg dauerte insgesamt etwa zweieinhalb Stunden. Als ich mein Auto wieder erreichte, stand die Sonne schon hoch, und die Hitze flimmerte über der Schotterpiste. Von dort fuhr ich weitere sechs Meilen zum Pine Canyon. Schon die Fahrt dorthin war ein Genuss – goldene Hügel, Felsen, Mesas, und hinter jeder Kurve ein neues Fotomotiv.




Der Pine Canyon selbst war noch schöner, als ich erwartet hatte. Ich folgte der alten OHM-Piste, die sich sanft durch das Tal schlängelt, flankiert von felsigen Hängen, gespickt mit Kiefern und Wüstensträuchern. Es war vollkommen still. Kein einziges Offroad-Fahrzeug störte die Ruhe, und ich war dankbar dafür der feine Staub hätte die Luft sofort getrübt.


Stattdessen hörte ich nur den leisen Wind und ab und zu den Ruf eines fernen Raben. Ich begegnete drei Wanderern, die bereits auf dem Rückweg waren, und danach gehörte die Landschaft ganz mir allein.


Als das Licht später weicher wurde, fuhr ich weiter zum Little Grand Canyon Overlook. Der Name ist fast ironisch – „klein“ ist hier gar nichts. Der Blick öffnete sich auf ein weites Labyrinth aus Klippen und Schluchten, der San Rafael River glitzerte


weit unten. Die Felsen leuchteten in Schichten aus Orange, Rot und Gold, geformt zu Türmen, Rippen und tiefen Nischen, in denen das letzte Licht hängen blieb. Ich stand lange dort und fühlte die Größe und Zeitlosigkeit dieser Landschaft – uralt, still und unverändert.


Es war ein langer, aber überaus erfüllender Tag. Der San Rafael Swell mag weniger bekannt sein als die großen Nationalparks Utahs, doch er besitzt dieselbe Erhabenheit – stiller, einsamer und vielleicht sogar noch eindrucksvoller.