Page – Coloradoshore

16. Oktober 2025

Am 16. Oktober fuhr ich in Page zum Walmart und stellte dort mein Auto ab. Die Morgenluft war noch kühl, der Himmel bereits erfüllt von einem tiefen, leuchtenden Blau, das es nur in der Wüste gibt. Ich packte meinen Rucksack mit meiner Kamera und einem einfachen Mittagessen und machte mich auf den Weg hinunter zum Colorado River. Der Pfad führte mich durch offenes Sandsteinland, in dem der Boden in warmen Rot- und Goldtönen schimmerte.

Als ich schließlich den Fluss erreichte, glitzerte sein smaragdgrünes Band tief unten – ruhig, aber kraftvoll strömend. Ich folgte ihm etwa eine Meile weit, rund hundert Meter oberhalb des Wassers. Von dort bot sich ein atemberaubender Anblick: jede Biegung des Flusses offenbarte neue Felsformen, neue Farbnuancen, als würde die Landschaft selbst mit dem Licht atmen. An einer Windung entdeckte ich sogar eine kleine Insel mitten im Fluss, wie ein vergessenes Steinchen im smaragdgrünen Strom.

Nach einiger Zeit wandte ich mich vom Fluss ab und ging in Richtung des Aussichtspunktes „Colorado River“, der auf der AllTrails-Karte unweit des Horseshoe Bend eingezeichnet ist. Das Gelände wurde rauer, wilder, zugleich faszinierend schön. Der Pfad schlängelte sich durch Klippen, die über Jahrhunderte von Wind und Regen geformt worden waren. Ihre Formen waren erstaunlich – gewölbt, gedreht, glattgeschliffen, als hätte ein Künstler sie gemeißelt. Mit jedem Schritt sah ich neue Muster der Erosion, feine Rillen und ausgehöhlte Mulden, die in Orange- und Rosatönen leuchteten. Der Boden war scharf und brüchig, und ich war froh über meine stabilen Wanderschuhe.

Am Aussichtspunkt öffnete sich die Landschaft in ihrer ganzen Größe. Tief unter mir glänzte der Colorado River wie eine türkisfarbene Schlange, die sich durch den Canyon wand. Die Felsen fielen steil hinab zum Wasser, Schicht um Schicht aus rotem Sandstein, Ocker und hellem Beige. Jenseits des Flusses breitete sich der Horizont in einer weiten Panoramasicht aus – im Osten erhoben sich sanfte Berge in Pastelltönen von Rosa und Violett, während im Norden eine kleine Gebirgskette mit rauen Konturen in erdigen Rottönen und violetten Schatten lag.

Weit unten zogen kleine Motorboote schmale weiße Linien über die Wasseroberfläche, ihr Geräusch kaum hörbar in der Höhe, wo ich stand. Die Stille war gewaltig, nur vom leisen Atem des Windes über den Felsen begleitet. Es gab keinen Weg, der auf die andere Seite des Canyons führte – wäre dort einer gewesen, wäre ich gerne bis zum Horseshoe Bend weitergegangen. Doch hier war das Gelände unbezwingbar, wild und steil.

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Ich suchte mir einen flachen Felsen nahe der Kante, setzte mich und packte mein Mittagessen aus. Während ich mein Sandwich aß und etwas Wasser trank, ließ ich den Anblick auf mich wirken – die glühenden Felsen, den endlosen Himmel, den ruhigen Fluss tief unten. Es war einer jener Momente, in denen die Zeit stillzustehen scheint.

Schließlich machte ich mich auf den Rückweg, denselben Pfad entlang, den ich gekommen war. Die Nachmittagssonne färbte die Canyonwände golden, die Luft war trocken und still, und die Wüste schien den Atem anzuhalten. Als ich schließlich mein Auto erreichte, war ich müde, aber erfüllt – dankbar für einen Tag in so reiner, unberührter Schönheit.

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