Ein Offroad-Abenteuer zum Hole in the Rock

19. Oktober 2025

Der Tag begann mit einem sanften, goldenen Schimmer über Big Water – jenem feinen Wüstenlicht, das Abenteuer verspricht. Ich machte mich auf den Weg zur Cottonwood Road, um der wilden, östlichen Seite des Lake Powell zu folgen. Bevor ich tiefer ins Hinterland fuhr, hielt ich am Informationszentrum in Big Water an, um mich nach dem Straßenzustand zu erkundigen. Der Mann hinter dem Schalter schüttelte den Kopf und sagte, dass die Hauptstraße wegen Reparaturarbeiten gesperrt sei – fügte aber mit einem Lächeln hinzu, ich könne ja die Nebenroute nehmen, „wenn ich ein bisschen Spaß im Hinterland haben wolle“.

Das klang nach einer guten Einladung.

Ich bog auf die Straße K8000 ein, die bald zur Road 300 wurde – besser bekannt als Smoky Mountain Road. Schon nach der ersten Meile fühlte es sich an, als würde ich in eine andere Welt eintreten. Die Luft flimmerte vor Hitze, und die Landschaft öffnete sich in weiten, rollenden Wellen aus Stein und Sand. Zu meiner Linken und Rechten erhoben sich gewaltige Grate, deren Flanken in endlosen Farbtönen leuchteten – warmes Ocker, blasses Gold, tiefes Silbergrau. Jede Kurve öffnete ein neues Panorama.

Nach etwa einer Meile erreichte ich das erste echte Hindernis – einen schmalen Bach, der sich quer über die Straße zog. Der Abstieg hinunter in das Bachbett war steil, und das gegenüberliegende Ufer stieg ebenso steil an. Zuerst sah es unpassierbar aus. Doch ich lernte schnell, dass dies nur der Anfang war – und dass dieser Abschnitt bald als „leichter“ gelten würde.

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Die nächsten fünfzehn Meilen waren pure Schönheit. Die Straße kletterte und wand sich zwischen Canyons und steinernen Terrassen. Die Smoky Mountains machten ihrem Namen alle Ehre: lange, rauchgraue Rücken aus violettem und grauem Sandstein, gefaltet wie Stoffbahnen, die in der flirrenden Ferne verblassten. Im Westen glitzerte der Lake Powell wie ein schmaler, blauer Streifen zwischen hellen Klippen. Mit jeder Kurve änderten sich die Farben – ein Gebirgszug fast golden wie die Morgensonne, der nächste kühl stahlgrau, dann wieder ockerfarben, gelb und schließlich, in der Ferne, tiefrot und violett leuchtend im Mittagslicht.

Ich traf zwei Radfahrer, staubig, aber lächelnd, die ihre Räder einen steilen Hang hinaufschoben. Sie erzählten mir, dass sie dieselbe Strecke fuhren – nur von der anderen Seite, von Highway 12 aus. Als ich erwähnte, dass ich keinen Allradantrieb hatte, sahen sie mich halb amüsiert, halb besorgt an. „Da kommen noch richtig steile Anstiege“, meinte einer. Ich bedankte mich – und fuhr weiter.

Bald sollte sich ihre Warnung bestätigen. Die Strecke wurde immer rauer und steiler. Steine ratterten unter den Reifen, und manchmal hatte ich das Gefühl, die Räder fänden keinen Halt mehr. Der Aufstieg war lang und angespannt, und ich wagte es nicht, anzuhalten, um ein Foto zu machen – ich wusste, dass ich sonst vielleicht nicht wieder loskäme. Als ich schließlich den Gipfel erreichte, machte ich doch ein Bild, aber es zeigte nur die Höhe, die ich gewonnen hatte – nicht die Mühe des Aufstiegs.

Von dort oben war der Blick atemberaubend. Der Horizont dehnte sich zu einem Labyrinth aus Tafelbergen und Klippen, jede in einem anderen Lichtton – rostrote Plateaus, die in fast weiße Grate übergingen, dunkle, vulkanisch wirkende Hügel, die in der Ferne wie schlafende Riesen ruhten. Die Landschaft wirkte endlos, uralt und vollkommen still. Die Straße selbst verschwand im Nichts, tauchte irgendwo weit unten wieder auf – eine blasse Spur im Sand.

Bei der Fahrt nach unten wurde die Straße immer schlechter. Ich hoffte bei jeder Kurve, dass sie sich bald bessern würde, doch jedes Mal wurde ich enttäuscht. Am Abzweig zur Road 240 wurde der Weg kurzzeitig etwas besser, gerade genug, um durchzuatmen. Ich machte dort ein letztes Foto.

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Dann bog ich in die Road 230 ein – und alles wurde noch schlimmer. Der Untergrund war gebrochen und ausgewaschen, die Ränder bröckelten in tiefe Abhänge. Mehrmals führte die Straße hinab in schmale Einschnitte, in denen ein kleiner Bach floss. Jedes Mal schlug das Auto mit dem Unterboden auf die Felsen. Ich war froh, dass nur wenig Wasser im Bach war; sonst wäre ich wohl stecken geblieben. Ich dachte nur noch daran, vor Einbruch der Dunkelheit den Hole in the Rock zu erreichen.

Nach sieben holprigen Meilen kam ich endlich zu den Twenty Mile Wash Dinosaur Tracks. Ich bog ab, fuhr etwa zweihundert Meter in das trockene Flussbett und parkte. Es war vollkommen still – nur ein leises Säuseln des Windes über dem Sand. Ich ging etwa vierhundert Meter zu den Sandsteinfelsen. Die Steine waren warm, ihre Oberflächen von uralten Spuren überzogen, die Lebewesen hinterlassen hatten, lange bevor diese Wüste überhaupt existierte. Für einen Moment vergaß ich alles – die Straße, das Auto, die Anstrengung. Es tat gut, sich zu bewegen, die Felsen zu berühren und die Stille zu spüren

Vierzig Minuten später kehrte ich zurück, startete den Motor und fuhr weiter Richtung Hole in the Rock. Nach zwei weiteren Meilen erreichte ich die Kreuzung und bog rechts ab zum Upper Dry Fork. Die Sonne stand schon tief und färbte die Felsen rot und golden. Ich parkte und beschloss, dort die Nacht zu verbringen – umgeben von Stein und Stille.

Es war eine der härtesten Fahrten, die ich je gemacht habe – anstrengend, steinig und manchmal beängstigend. Aber als das letzte Licht die Berge in violette und bronzene Farben tauchte, wusste ich, dass ich dieses Erlebnis um keinen Preis missen wollte. Die Smoky Mountains hatten ihre wilde Schönheit gezeigt – rau, still und unvergesslich.

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