Arches National Park – Three Gossips, Balanced Rock, und Windows Section

23. Oktober 2025

Morgenlicht und schweigender Stein

Als ich heute Morgen erwachte, glitzerte ein feiner Schleier von Feuchtigkeit auf der Fensterscheibe. In der Nacht hatte es geregnet. Die Luft war frisch, gereinigt und kühl, und obwohl der Himmel dicht bewölkt blieb, war es nun trocken. Nach dem Frühstück fuhr ich in Richtung Arches National Park. Wegen des laufenden „Government Shutdown“ waren die Tore geöffnet, aber unbesetzt. Normalerweise müsste ich online ein Tagesticket für zwei Dollar buchen und eine Viertelstunde warten. Heute konnte ich einfach hindurchfahren – ein seltener Luxus in einer so streng regulierten Landschaft.

Three Gossips und The Organ

Mein erster Halt war bei den Three Gossips, einer der bekanntesten Felsformationen des Parks. 350 Fuß ragen diese schlanken Türme aus Entrada Sandstein in den grauen Morgenhimmel, als würden sie sich leise miteinander unterhalten. Der Sandstein hier entstand vor 180 bis 140 Millionen Jahren, geformt durch Wind, Regen und Zeit. Das Gestein leuchtete in warmen Rottönen, durchzogen von violetten und ockerfarbenen Streifen – wie glühende Kohlen unter grauem Licht. Gegenüber erhob sich The Organ, eine gewaltige Sandsteinflosse, als lausche sie dem Gespräch der drei Gestalten. Zwischen ihnen herrschte eine Stille, so vollkommen, dass man das leise Pfeifen des Windes in den Canyons hören konnte – die Stimme der Wüste selbst.

Versteinerte Dünen und verborgene Säulen

Etwas weiter die Straße hinauf erreichte ich die Petrified Sand Dunes – eine Landschaft aus versteinerten Wellen, eingefroren in ewiger Bewegung. Die gewellten Formen wirkten wie ein Meer aus rostfarbenem Glas. Auf der anderen Straßenseite ragte die Phallus Pillar auf. Zuerst dachte ich, sie hätte ein Fenster, doch als ich zurückging, sah ich, dass es nur ein Schatten war – eine Täuschung des Lichts auf dem Felsen.

Ein paar hundert Meter weiter oben zur Linken erhoben sich beeindruckende Felspfeiler, deren rote Spitzen im kurzen Lichtstrahl der Sonne aufleuchteten – scharf und stolz gegen den grauen Himmel, wie die Zähne eines uralten Wesens.

Balanced Rock – Der Trotz der Schwerkraft

Kurz darauf stand ich vor dem Balanced Rock, einem Wahrzeichen des Parks. Schon aus der Ferne scheint er unmöglich – ein riesiger Felsblock, der auf einem schmalen Sockel zu balancieren scheint. In Wahrheit ist der Block aus Entrada Sandstein fest mit seiner Basis aus Dewey Bridge Mudstone verbunden. Gemeinsam erheben sie sich 39 Meter über die Wüste – ein Symbol für Gleichgewicht und Geduld der Geologie.

Langsam umrundete ich die Formation und machte Fotos aus allen Perspektiven. Der Kontrast zwischen dem roten Stein und dem grauen Himmel war atemberaubend. Dieser Fels, über 3.600 Tonnen schwer, wird eines Tages einstürzen – so wie sein kleiner Bruder „Chip-Off-the-Old-Block“ im Winter 1975/76.

The Windows Section – Das Herz von Arches

Als ich den Windows-Bereich erreichte, zogen erneut dunkle Wolken auf. Glücklicherweise fand ich sofort einen Parkplatz. Dieses Gebiet gilt als das „Herz des Parks“, voll von majestätischen Felsbögen auf engem Raum. Ich wanderte den Primitive Trail Loop und den Windows Trail entlang und besuchte North Window, South Window und Turret Arch. Jeder Bogen rahmte die Landschaft wie ein lebendiges Gemälde.

Hinter dem South Window entdeckte ich hohe, schmale Felsflossen, deren glatte Oberflächen noch vom Regen glänzten. Das Gestein schimmerte tiefrot, rostfarben und schokoladenbraun – eine leuchtende, fast surreale Farbwelt.

Double Arch und der Wüstensturm

Nach einer kurzen Mittagspause fuhr ich weiter zum Double Arch. Ich kletterte den glatten Sandstein hinauf, um unter den beiden riesigen Bögen zu stehen, die sich wie das Gewölbe einer Kathedrale über mir spannten. Gerade als ich ein Selfie machen wollte, spürte ich die ersten kalten Regentropfen. Ich machte mich rasch auf den Rückweg – nasser Sandstein ist gefährlich.

Innerhalb weniger Minuten wurde aus dem Regen ein Platzregen, dann Hagel. Ich rannte zurück zum Auto, durchnässt und atemlos. Vom Inneren des Wagens sah ich, wie das Wasser in silbernen Strömen von den Felsen lief. Hinter dem Double Arch schossen plötzliche Wasserfälle aus den Gesteinslöchern – wild und vergänglich.

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Auf der Rückfahrt sah ich, wie der Fluss beim Visitor Center über die Ufer trat. Die Straße verlief hoch genug, um sicher zu bleiben. Als der Regen nachließ, öffnete sich der Himmel ein wenig, und ein sanftes Licht fiel über die Landschaft – ein Versprechen für besseres Wetter am nächsten Tag.

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Selbst im Sturm zeigte die Wüste ihre wilde, ungezähmte Schönheit. Das Spiel zwischen Wasser und Stein zu beobachten – das eine formend, das andere nachgebend – fühlte sich an, als würde man der Zeit selbst zusehen.

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